Transitory Monument © Gabi Mielich

transitory monument

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Performance-Audio-Walk zur Hexenverfolgung überzeugt mit präzisem Spiel 

Der Hansaplatz ist in Nebel getaucht und Zuschauer:innen verfolgen eine scheinbar stumme Performance. Auf den zweiten Blick wird klar: Hier findet ein Performance-Audio-Walk statt, das Publikum trägt Kopfhörer.

Am 2. und 3. September 2022 fanden auf dem Dortmunder Hansaplatz insgesamt vier gut besuchte Vorstellungen von Transitory Monument statt. Das Konzept von Autorin, Regisseurin und Performerin Nicola Schubert und Theresa Mielich (Ausstattung und Co-Konzeption) schuf ein temporäres Denkmal für in Dortmund verfolgte und verbrannte Hexen. Zuvor waren die beiden Künstlerinnen zwecks Recherchearbeit und Tryouts im Rahmen des experimentier.­Labors im .dott.werk zu Gast.

Transitory Monument © Bernhard Mielich

Transitory Monument © Bernhard Mielich

Transitory Monument © Bernhard Mielich

Transitory Monument © Bernhard Mielich

Transitory Monument © Bernhard Mielich

Transitory Monument © Bernhard Mielich

Transitory Monument © Bernhard Mielich

Transitory Monument © Bernhard Mielich

Transitory Monument © Bernhard Mielich

Transitory Monument © Bernhard Mielich

Transitory Monument © Bernhard Mielich

Transitory Monument © Bernhard Mielich

Immersives Theatererlebnis

Gemeinsam mit dem Dortmunder Sounddesign-Team von Timecode Audio entstand ein berührendes Hörstück mit Dortmunder Szenen der Hexenverfolgung, Literatur, Prosa und Musik; für das Publikum während der Performance über Funkkopfhörer zu erleben. Für die Dauer des Audio-Walks blenden die Kopfhörer alle Hektik und Geräusche des innerstädtischen Treibens aus und ermöglichen den Zuschauer:innen ein immersives Theatererlebnis im öffentlichen Raum. Nicola Schubert überzeugt mit präzisem Spiel und einer gelungenen Mischung aus Körperlichkeit und perfekt synchron zur Tonspur gesprochenen Texten. Eine Laterne wird in Sekunden zum Scheiterhaufen, und zum Ende der Performance nimmt sie das Publikum mit zur Reinoldikirche. Begleiten die Zuschauenden sie, oder treiben die Neugierigen sie gar vor sich her? Dort angekommen, geht auch der letzte Teil der Performance unter die Haut: Die Zuschauenden stehen gemeinsam mit der Spielerin Nicola Schubert an der Stelle neben der Reinoldikirche, an der ein dauerhaftes Denkmal für in Dortmund ermordete Hexen hätte stehen können. Über Kopfhörer erklingt dabei der flammende Kommentar von Susanne Meyer, Mitarbeiterin der Dortmunder Geschichtswerkstatt.

 „Das ging mir sehr nahe“ und „sehr beeindruckend gespielt“ lauteten die Kommentare bei Rückgabe der Kopfhörer am Startpunkt der Performance.

Ein vorübergehendes Denkmal

Transitory Monument richtet den Blick und das Ohr auf die Hexenverfolgung der Frühen Neuzeit und spannt den Bogen bis zu den Phänomenen heutiger struktureller Frauen:benachteiligung. Das Konzept des vorübergehenden Denkmals ist vom Engagement der Dortmunder Geschichtswerkstatt inspiriert. Die Vereinsmitglieder hatten bereits in den 1990er-Jahren angeregt, den verfolgten Frauen (und einigen Männern) in Dortmund ein Denkmal unweit der Reinoldikirche zu setzen, das gegen Folter, politische Verfolgung und Gewalt an Frauen stehen sollte. Diese Versuche scheiterten an einer Vielzahl von Gründen, was die Mitglieder nach zwanzig Jahren hartnäckiger Arbeit enttäuscht zurückließ. Das Team um Nicola Schubert schloss nun diese Lücke – zumindest temporär.

Das Team:
  • Konzept/Text/Regie/Performance: Nicola Schubert
  • Ausstattung/Co-Konzeption: Theresa Mielich
  • Co-Regie: Karoline Stegemann
  • Komposition: Chiara Strickland
  • Soundbearbeitung: timecode audio (Henric Schleiner und Henning Großmann)
  • Sprecher:innen: Felix Breuel, Olga Prokot, Nicola Schubert, Karoline Stegemann
  • Grafik-Design: Christine Köck

Das Projekt wurde möglich durch eine Kooperation von Theresa Mielich und Nicola Schubert mit dem .dott.werk (experimentier.­Labor), der Dortmunder Geschichtswerkstatt e. V., dem Kulturverein Langer August und der Stiftung Aufmüpfige Frauen, gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und dem NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste.

Ein Projekt des experimentier.­Labor von .dott – Dortmunder Tanz- und Theaterszene gefördert vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW im Rahmen des Programms #heimatruhr und dem Kulturbüro Dortmund.